Unvereinbarkeiten

Die systemischen Unpässlichkeiten – oder warum die Welt im heutigen Betriebszustand* nicht zu retten ist:

1) Die grundsätzliche Systemfrage

Die viel gepriesene Klimakonferenz von Paris hat verbindlich anerkannt, dass der Temperaturanstieg, mit all seinen verheerenden Folgen, kommen wird und unverbindlich darum gebeten, ihn auf (wenigstens) 2 Grad zu begrenzen.

Die naheliegendste und zugleich grundlegendste Frage lautet: Gibt es auch nur die kleinste Realisierungschance für solche Zielvorgaben?

Die Erreichung des 2 Grad-Ziels bedeutet laut übereinstimmender Meinung der Klimaforschung, dass bis zur Jahrhundertmitte nicht mehr als etwa 560 (weitere) Gigatonnen CO2 (über Verbrennungsvorgänge, etc.) in die Atmosphäre gelangen dürfen.

Die gegenwärtig erkundeten – und relativ einfach auszubeutenden – Lager der Mineralölunternehmen umfassen aber ein Potential von etwa 2800 Gigatonnen. Und schon zur Sicherung der Arbeitsplätze (und zugegebenermaßen auch der Profite) werden diese Vorkommen – in einer freien, kapitalistischen Marktwirtschaft – selbstverständlich auch ausgebeutet.

Einzig und alleine fehlende Nachfrage könnte dies verhindern. Danach sieht es allerdings nicht aus, da die Mehrheit der Menschheit noch sehr weit von unserem Wohlstandsniveau entfernt ist, also noch erheblicher (Konsum-)Nachholbedarf besteht. Alleine dieser eine Punkt (Bedienen der entsprechenden Nachfrage) lässt alle Rettungsbemühungen ins Leere laufen.  Oder anders gefragt: „Wer oder was sollte die Unternehmen daran hindern, Geschäfte zu machen?“

* heutiger Betriebszustand meint: Jeweiliges Wirtschafts-/Gesellschaftssystem.

Wollte man genauer sein, müsste man sagen: Die Menschheit wird im heutigen Betriebszustand nicht überleben. Die Erde an sich wird erfreulicherweise weiter existieren (und sich langfristig auch wieder vom Menschen erholen).

2) Die Wettbewerbsfrage

Die Klimarettung bringt gewisse Umweltauflagen mit sich. Wer sie zuerst erfüllt verliert. Beispiel Stahlindustrie. Setzt die deutsche Kraftwerk rauchende SchloteStahlindustrie die geforderten Umweltstandards* um, ist sie nicht mehr konkurrenzfähig. Die Stahlproduktion wird nun aber per saldo nicht weniger. Vielmehr übernimmt die chinesische Stahlindustrie diese Anteile. In Ermanglung entsprechender Umweltvorgaben steigt nun der CO2-Ausstoß sogar.

* hierzu zählt auch der Bezug von besonders günstigem (Braunkohle-)Strom

3) Die Energiefrage

Die Dekarbonisierung (Verzicht auf fossile Energien) ist erst möglich, wenn die erneuerbaren Energien (EE) Grundlast fähig sind. Nach überwiegender Meinung (auch seitens der Befürworter der EE) wird dies frühestens 2050 möglich sein. Alleine die Errichtung der entsprechenden Stromnetze wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

4) Die Begrenztheit der Menschen

Der Mensch ist ein Verdrängungskünstler. Zudem ist er extrem anpassungsfähig. Diese beiden Fähigkeiten können dann von Vorteil sein, wenn es um die kurzfristige Entwicklung und Umsetzung kleinteiliger und vor allem nachhaltiger Konzepte geht. Bei globalen Konfliktthemen (Erderwärmung – Anstieg des Meeresspiegels – Auslösung gewaltiger Flüchtlingsbewegungen) erweisen sich diese ´Fähigkeiten´ als fatal. Hier verhält sich der Mensch, wie der vom Hochhausdach stürzende, der bei jeder Etage an der er vorbeifliegt denkt: „Na ja, bis jetzt ist es ja noch gut gegangen“.

Zu den Punkten 1 – 4 ließen sich bestimmt noch einige hinzufügen. Doch schon jetzt wird dem aufmerksamen Betrachter klar: die bis dato genutzten Konfliktlösungsstrategien versagen hier.

Offensichtlich benötigen wir einen Systemwechsel und/oder einen Bewußtseinswandel.